[Orchester-News] Newsletter des Uniorchesters Dresden
Universitätsorchester Dresden
stephan.kraft at gmail.com
Di Jun 25 17:52:36 CEST 2013
Das Semesterende naht und damit auch die Konzerte des
Universitätsorchesters Dresden:
Am 7. 7. spielt das Sinfonieorchester unter dem Motto "Amerikaner in
Paris" ein Konzert mit "Parade" von Erik Satie, "Seine at night" von
Virgil Thomson, dem Marimbakonzert von Darius Milhaud und George
Gershwins "An American in Paris". Beginn ist um 17 Uhr in der
Lukaskirche, Solistin ist Babette Haag.
Eine Woche später, am 14.7. gibt die Kammerphilharmonie zusammen mit dem
Universitätschor ein Konzert in der Lukaskirche, in dem die Sinfonie
D-Dur von Jan Vaclav Vorisek und die Nelsonmesse von Joseph Haydn zu
Gehör kommen. Karten gibt es im Vorverkauf wie üblich an der Infostelle
der TU (Momsenstraße), beim Pfarramt der Lukaskirche und bei allen
Orchestermitgliedern.
Informationen zu den Konzerten finden Sie weiter unten und auf
www.uniorchester-dresden.de <http://www.uniorchester-dresden.de>.
Weitere Neuigkeiten gibt es auch immer auf unserer Facebookseite
www.facebook.com/UniorchesterDresden
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Viele Grüße,
Stephan Kraft
Universitätsorchester Dresden
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*Konzert des Sinfonieorchesters:*
*Amerikaner in Paris*
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Paris der zwanziger Jahre: eine Stadt voller Schriftsteller, Maler,
Tänzer und Musiker. Mit dieser Zeit verbinden sich Namen wie Picasso,
Djagilew, Cocteau, Stravinsky... Überall brodelt es: Es entstehen neue
Kunstformen und ästhetische Anschauungen, neue soziale und künstlerische
Manifeste. Das Konzertprogramm des Sinfonieorchesters dreht sich um die
Wechselwirkung zwischen verschiedenen Strömungen, am Beispiel von zwei
französischen Komponisten und zwei Amerikanern, sowie um die
Verbindungen zwischen ihren Werken.
Das zentrale Werk ist George Gershwins An American in Paris, eine
sinfonische Dichtung aus dem Jahr 1928. Zu dieser Zeit bemühte sich
Gershwin in Paris vergeblich darum, bei Nadia Boulanger zu studieren.
Das Stück beschreibt einen Spaziergang eines Amerikaners in Paris, mit
Verkehrslärm, Musik aus einem Café und einer Kathedrale sowie einem
Streit mit einem Landsmann.
Jazz ist das amerikanische Element, sowohl in Gershwins Stück als auch
in unserem Programm, aber auch im Paris der zwanziger Jahre. Paris
beeinflusst also nicht nur Amerika, die Stadt absorbiert auch, was die
Amerikaner nach Frankreich importieren.
Virgil Thomson (1896--1989) war auch nach Paris gekommen, um bei Nadia
Boulanger zu studieren. Im Gegensatz zu Gershwins kurzem Besuch blieb er
aber 15 Jahre -- bis 1940 -- in Paris. The Seine by Night zeugt von
seiner Begegnung mit der Musik Debussys, Ravels und Varèses. Thomson
beschreibt sein Stück wie folgt: "Die Seine ist so tief und ihr Gesicht
so ruhig, dass sie sich kaum zu bewegen scheint." Diese Ruhe setzt er in
Szene durch Melodien, die an die Gregorianik erinnern, über blockartigen
Harmonien, die sich allmählich bewegen. Die Polytonalität lässt beim
Zuhörer den Eindruck eines Schimmerns an der Wasseroberfläche entstehen.
Darius Milhaud (1892--1974) besuchte 1922 die USA und hörte Jazz zum
ersten Mal auf den Straßen in Harlem, was einen immensen und bleibenden
Einfluss auf seine Kompositionen ausübte. Wie Virgil Thomson verwendet
auch Milhaud häufig Polytonalität und Polyrhythmik -- beides Elemente
aus dem Jazz. Er integriert diese in eine moderne, melodiebasierte
klassische Musik, wie im Konzert für Marimba/Vibraphon zu hören ist.
Erik Satie (1866--1925) entwickelte die Ideologie, dass junge
Komponisten sich simpel ausdrücken sollten. Auf eine Epoche der
Raffinesse, sagte Satie, ist als Antwort nur die Simplizität denkbar.
(Ein paar Vergleiche, um dies in Kontext zu setzen: Le sacre du
printemps von Stravinsky wurde 1913 uraufgeführt, Arnold Schönbergs
Pierrot lunaire 1912.)
Die Uraufführung von Parade am 18. Mai 1917 war ein großer Skandal.
Sergei Djaghilew und seine Ballets Russes wirkten mit, Pablo Picasso
entwarf die Bühnenbilder und Kostüme und die surrealistische Handlung
stammte von Jean Cocteau. Saties Manifest der Neuen Simplizität
resultierte in einem Stil, der geprägt war von der Diatonik und von
einer Frische und Leichtigkeit. In Parade ist dies auch besonders in der
Struktur zu sehen: 4-taktige Phrasen, sich wiederholende Melodien,
diatonische Harmonien. Die Musik selber ist nicht nur charmant, sondern
auch hoch amüsant, mit nichtmusikalischen Effekten, wie Sirenen und
Revolver.
Es gibt also viele Fäden, die unsere vier Komponisten verbinden: Vor
allem die Wirkung von Paris als Stadt und als Schmelztiegel der Künste
in den Zwanzigern ist bei allen zentral.
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*Konzert der Kammerphilharmonie:*
*Zwei Dirigentinnen am Pult lassen Haydn und **Vo**r(**íšek erklingen***
Das Sommerkonzert der Kammerphilharmonie, das zwei ganz verschiedene
Meisterwerke der Wiener Klassik gegenüberstellt, ist eine Kooperation
mit dem Universitätschor Dresden.
Die Missa in angustiis (Hob. XXII: 11) in d-Moll ist eine der 6 späten
Messen, die Joseph Haydn (1732-1809) für die Familie Esterhazy
geschrieben hat. Diese Werke zeigen den Einfluss seiner Erfahrung der
Londoner Sinfonien und geben dem Orchester eine prominente Rolle. Das
Entstehungsjahr1798 war eine Zeit größter Turbulenzen in
Österreich-Ungarn. Napoleon hatte innerhalb eines Jahres vier große
Schlachten gegen Österreich gewonnen und 1797 die Alpen überquert um
Wien zu bedrohen. Der Titel "Messe in der Bedrängnis" ist von Haydn
selbst und spiegelt diese Zeit der Angst und Unsicherheit wieder. Im
Sommer 1798, kurz vor der Erstaufführung der Messe, gewann Lord Nelson
eine Seeschlacht gegen Napoleon im Mittelmeer: der Name "Nelson-Messe"
stammt möglicherweise daher und ist seit dem Besuch Nelsons im Palais
Esterházy 1800 fest mit dem Werk verbunden. Warum eine Messe in d-Moll?
1788 besuchte Haydn die Uraufführung von Mozarts Don Giovanni, einem
Werk in dem eine Atmosphäre von Bedrängnis und Furcht durch die Tonart
d-Moll dargestellt wird. Diese Tonart wählt Haydn auch für den Anfang
seiner Messe. So wie die Wolken der Bedrohung aufbrechen, so endet die
Messe schließlich in einem erleichterten D-Dur.D-Dur ist ebenfalls die
Haupttonart der einzigen Sinfonie von Jan Václav Hugo Vo*r(*íšek
(1791--1825). Geboren in Böhmen, zog er 1813 nach Wien, wo er Jura
studierte und bei Johann Nepomuk Hummel Klavierunterricht hatte. Er
lernte Beethoven, Louis Spohr und Ignaz Moscheles kennen und entwickelte
eine enge Freundschaft mit Franz Schubert. In seinem kurzen Leben --
Vo*r(*íšek starb im Alter von 34 an Tuberkulose -- schrieb er eine
Messe, konzertante Werke für Klavier und Orchester sowie mehrere Stücke
für Klavier und Kammerbesetzungen. Die Sinfonie stammt aus dem Jahr 1821
und zeigt in der Struktur einen gewissen Einfluss von Beethoven, aber
vor allem eine Affinität mit Schubert, die in den Harmonien hörbar wird.
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